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Kategorie: Freidenker
Foto_Ralf-Borchers_2009

Dipl.-Betriebswirt (BA) Ralf H. Borchers

Was nun Herr Finanzminister?

Was sind und machen eigentlich „die Märkte“?

In der Fernsehsendung „Was nun?“ des Zweiten Deutschen Fensehens (ZDF) vom 12.09.2011 wurde der Finanzminister der Bundesrepublik Deutschland (BRD) interviewt. Es ging wieder einmal um dessen Einschätzung zu den weltweiten Finanzmärkten und der aktuellen Euro-Krise. Er bekam und nutzte Gelegenheit, die Menschen wieder einmal zu beruhigen und seine Kritiker seinerseits zu kritisieren. Dabei verwendete er einen Begriff bzw. eine Phrase, wie er und andere sie in den letzten Jahren immer wieder verwenden: „Die Märkte …“ – was das bedeuten mag und was es damit auf sich hat, dazu später.

Mein fragendes Gefühl: „Wer will diesem Mann noch ernsthaft Glauben schenken?“

Nach meinem Empfinden wächst die Anzahl der qualifiziert gegen dieses Finanzsystem argumentierenden Kritiker unaufhaltsam. Und nach allem, was man aus persönlichen Gesprächen erfährt, schwindet mittlerweile auch das Vertrauen der breiten Masse in der Bevölkerung in Deutschland gegenüber diesem Finanzsystem.

Sicher ist dabei vor allem folgendes:

  • Die Zins-basierten Finanzsysteme schmierten in der Vergangenheit
    ca. alle 65-70 Jahre mehr oder weniger ab!
  • Trotz dieses interessanten Phänomens gibt es hinsichtlich des Sparverhaltens der breiten Masse der Bevölkerung in Deutschland keinen wirklichen Lerneffekt.

Trotz aller Erfahrungen, die unsere Eltern- und Großelterngeneration machen mussten mit Abwertungen und Entwertungen des Geldes, wird in Deutschland weiterhin massiv in Geldwerten gespart oder Kapital angelegt. Zu den Geldwertanlagen – gerne auch „Papierwerte“ genannt – zählen z.B. Sparbücher, Kapitallebensversicherungen, Rentenversicherungen, Bausparverträge, Banksparverträge, Unternehmensanleihen, Bundesanleihen, etc.

Alle diese Anlageformen – die sog. „Papierwerte“ haben eines gemeinsam:

Diese Geldanlagen sind Zahlungsversprechen auf der Basis von Zinsen
und unterliegen zu 100% der Gefahr der Geldentwertung
(Inflation, Währungsreform).

Ein weiterer Bereich, in den die breite Masse in Deutschland gerne investiert, sind Schulden und eigengenutztes Wohneigentum. Aber ist das wirklich sinnvoll, in „Papierwerte“, Schulden und eigengenutztes Wohneigentum zu investieren? Und warum investieren eigentlich die Reichsten prinzipiell ganz anders, z.B. intensiv in nicht börsennotierte Firmenbeteiligungen?

Stellen Sie sich doch einmal die Frage, wer ein Interesse daran haben könnte oder wem das nützt, dass das Sparverhalten der breiten Masse in Deutschland so ist wie es ist!

„Die Märkte“

Wie anfangs erwähnt wurde in dem o.g. Interview vom Bundesfinanzminister wieder mehrfach der Begriff bzw. die Phrase „die Märkte…“ benutzt. „Die Märkte reagieren nervös…“, „die Märkte dürfen nicht noch mehr verunsichert werden“, „die Märkte“ machen dies und das. Doch können Sie die Frage beantworten, wer „diese Märkte“ eigentlich sind?

Sind „die Märkte“ etwa Sie und ich und die gesamte breite Masse der Bevölkerung inkl. der institutionellen Anleger wie z.B. Banken, Versicherungen, Renten-, Pensions und Hedge-Fonds? Im Prinzip stimmt das wohl, die Kernfrage ist nur: Wieviel (Kapital-) Macht haben die einzelnen Marktteilnehmer prozentual bzw. absolut? Und welcher Vorgang ist erforderlich, um Markteilnehmer zu sein?

Die Marktteilnehmer

„Marktteilnehmer“ ist grundsätzlich nur der, der Wertpapiere oder irgendwelche der kuriosen und extrem bedenklichen Abarten (sog. Derivate) kauft oder verkauft! Politiker oder die Medien sind dagegen z.B. keine Marktteilnehmer, solange sie nur ihr Amt oder Ihre Funktion ausüben, sie sind eher „Sprachrohre“ der Marktteilnehmer. Das Volumen des Kaufens oder des Verkaufens von Wertpapieren und Derivaten, also dieser sog. Finanztransaktionen, spielt dabei die entscheidende Rolle. Finanziell bedeutend und in diesem Sinne „machtvoll“ sind daher i.d.R. nur Finanztransaktionen in Größenordnungen von Milliarden in den Haupthandelswährungen US-Dollar, Euro, Schweizer Franken, Yen.

Im Vergleich zu Milliarden pro Finanztransaktion spielen natürlich ein paar Tausend, Zehntausend, Hunderttausend oder Millionen keine wirklich bedeutende Rolle. Dementsprechend spielt die breite Masse der Bevölkerung keine entscheidende Rolle in diesem „Spiel“, zumindest keine aktive Rolle. Die breite Masse spielt dabei schon eher eine passive Rolle, und zwar in dem Sinne, dass die breite Masse immer wieder wie eine Herde von Schafen an den Börsen dieser Welt „geschoren“ wird und deren Wolle so in die Hände weniger „Schafscherer“ oder „Schafherdenbesitzer“ gelangt. Dies bedeutet in der Praxis nichts anderes, als dass das Geld der breiten Masse über die weltweiten Börsen in die Hände weniger „Finanz-Magnaten“ wechselt – und das regelmäßig und immer wieder.

Zu den relevanten Teilnehmern „des Marktes“ zählen also z.B. nur Banken, Versicherungen, Pensions-Fonds, Renten-Fonds, Hedge-Fonds und andere, ganz besonders um Diskretion bedachte „Organisationen“, auf die hier bewusst nicht näher eingegangen wird.

„Wem gehört Deutschland?“ ist übrigens eine interessante Fragestellung und dazu gibt es zwei sehens- und empfehlenswerte Video-Reportagen, die bereits vor einigen Jahren ‚mal ein wenig an der Wahrheit gekratzt haben, aber sehen Sie selbst und bilden Sie sich selbst Ihre Meinung:

Video 1: („Panorama“, 2002)

 

Video 2: („Quarks & Co“, 2009)

 

Haben Sie das gewusst?

Haben Sie gewusst, dass die mächtigsten Teilnehmer der Finanzmärkte die Kurse an den weltweiten Börsen im Prinzip beliebig nach oben oder nach unten treiben können?

Haben Sie gewusst, dass es in diesen Kreisen üblich ist, sowohl mit steigenden und auch fallenden Kursen gigantische Gewinne machen zu können und das mit gewaltiger Hebelwirkung? (Faktor X)?

Der wirkliche Finanzmarkt

Der wirkliche, sog. „Finanz-Markt“ scheint aus einer kleinen Gruppe „grauer Eminenzen“ zu bestehen, die die Öffentlichkeit scheuend absolut im „Hintergrund“ stehen, die über schier unendliche Finanzmittel verfügen und pro Finanztransaktion Volumen von Zig-Milliarden einsetzen können – egal ob auf steigende Kurse (sog. „Long-Positionen“) oder auf fallende Kurse (sog. „Short-Positionen“)!

Diese „feinen Leute“ können so nicht nur börsennotierte Aktiengesellschaften in die Knie zwingen und bei Interesse irgendwann „billig“ einkaufen und übernehmen, sondern vermutlich ebenso auch Währungen und Staaten! Insidern drängt sich der Verdacht auf, so könne jeder Staat beliebig unter Druck gesetzt werden, egal um welches Thema es geht, egal welches Verhalten „man“ von Staaten erwartet!

Resümee

Unabhängig von der Frage, ob dies alles der Eine oder Andere der breiten Masse weiß oder nicht bzw. für möglich oder wahr hält oder nicht, dies glauben kann oder nicht, andere Informationen und Quellen hat oder nicht, scheint zumindest Vorsicht geboten.

Es kann grundsätzlich auch nicht schaden, selbst mehr Verantwortung zu übernehmen in allen Lebensbereichen, dazu gehört insbesondere auch die Informationsbeschaffung und kritische Bewertung seiner eigenen Finanzangelegenheiten und konsequente Neuausrichtung oder Anpassung seiner eigenen Finanzstrategien, denn vom (eigenen) Geld hängt in unserer jetzigen Gesellschaft (anscheinend) doch alles ab, oder?

Und eines kann doch mit hoher Wahrscheinlichkeit angenommen werden: Wenn man nicht zu der absoluten Finanz-Elite im Bereich eines mindestens zwei- bis dreistelligen Milliarden-Vermögens gehört, hat man (als Einzelner) vermutlich auch sehr geringe Möglichkeiten, die derzeitigen „Spielregeln“ wesentlich zu verändern. Dann bleibt nur die Chance, die eigenen Möglichkeiten innerhalb der jetzigen „Spielregeln“ möglichst optimal zu nutzen, richtig?

Wenn es dabei z.B. um die Fragestellung geht, wie man – jenseits und unabhängig von Börsen, Banken und Versicherungen – seine Altersvorsorge oder seinen Vermögensauf-/-ausbau oder seine Vermögenssicherung ordentlich, sicher, zielführend und auch noch inflationsgeschützt und ethisch sauber und wertvoll aufbauen möchte, dann muss man über den eigenen Tellerrand hinausschauen und andere Finanzstrategien, z.B. die erfolgreichen Finanzstrategien der Reichsten, analysieren und prüfen, ob man selbst ähnlich oder vergleichbar vorgehen kann, im Rahmen seiner eigenen finanziellen Möglichkeiten versteht sich.

Abschließend möchten wir Sie ermutigen, sich von solchen Phrasen wie „die Märkte“ nicht verunsichern oder für dumm verkaufen zu lassen und – falls noch nicht geschehen – Ihre Finanzangelegenheiten verantwortungsvoll in die eigenen Hände zu nehmen. Selbstverständlich stehen wir Ihnen bei Fragen oder Wünschen wie immer gerne hilfsbereit getreu unserem Motto „Reiner Wein für Ihre Finanzen“ zu Ihrer Verfügung.

„Geben Sie Ihrem Geld einen wirklichen Sinn!“

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit,

Ihr Markt-Intakt Team
Borchers Consulting
Ralf Borchers

www.markt-intakt.de

 

 

 

Das Narrenschiff

Irgendwie fühlt man sich in diesen Zeiten wie ein Passagier auf einem großen Dampfer, der von Narren gesteuert und befeuert wird. In seinem Lied malt das Bild vom “Narrenschiff”, das sich im Sturm direkt auf das Riff zubewegt, doch niemand scheint den Wunsch zu verspüren, das Steuer herum zu reißen – man könnte ja deswegen persönlich Nachteile haben.

Sind wir eine Gesellschaft, die sich sehenden Auges in die Katastrophe bewegt, obwohl eine Kursänderung vielleicht Rettung brächte? Überlassen wir weiterhin unseren gewählten oder selbsternannten Kapitänen den Kurs und den Steuermännern das Ruder? Wer hat den Mumm S.O.S. zu funken? Wer nimmt sich unserer havarierten Ideale an?

Unser Wunsch:

Wir möchten Sie ermutigen, wie wir ebenso mutig und verantwortungsvoll zur Kursänderung beizutragen, Verantwortung zu übernehmen und ebenso andere Menschen zu ermutigen…

Hier der Text:

Das Quecksilber fällt, die Zeichen stehen auf Sturm,
Nur blödes Kichern und Keifen vom Kommandoturm
Und ein dumpfes Mahlen grollt aus der Maschine.
Und rollen und Stampfen und schwere See,
Die Bordkapelle spielt „Humbatäterä“,
Und ein irres Lachen dringt aus der Latrine.
Die Ladung ist faul, die Papiere fingiert,
Die Lenzpumpen leck und die Schotten blockiert,
Die Luken weit offen und alle Alarmglocken läuten.
Die Seen schlagen mannshoch in den Laderaum
Und Elmsfeuer züngeln vom Ladebaum,
Doch keiner an Bord vermag die Zeichen zu deuten!

Der Steuermann lügt, der Kapitän ist betrunken
Und der Maschinist in dumpfe Lethargie versunken,
Die Mannschaft lauter meineidige Halunken,
Der Funker zu feig‘ um SOS zu funken.
Klabautermann führt das Narrenschiff
Volle Fahrt voraus und Kurs auf‘s Riff.

Am Horizont wetterleuchten die Zeichen der Zeit:
Niedertracht und Raffsucht und Eitelkeit.
Auf der Brücke tummeln sich Tölpel und Einfaltspinsel.
Im Trüben fischt der scharfgezahnte Hai,
Bringt seinen Fang ins Trockne, an der Steuer vorbei,
Auf die Sandbank, bei der wohlbekannten Schatzinsel.
Die andern Geldwäscher und Zuhälter, die warten schon,
Bordellkönig, Spielautomatenbaron,
Im hellen Licht, niemand muß sich im Dunkeln rumdrücken
In der Bananenrepublik, wo selbst der Präsident
Die Scham verloren hat und keine Skrupel kennt,
Sich mit dem Steuerdieb im Gefolge zu schmücken.

Der Steuermann lügt, der Kapitän ist betrunken
Und der Maschinist in dumpfe Lethargie versunken,
Die Mannschaft lauter meineidige Halunken,
Der Funker zu feig‘ um SOS zu funken.
Klabautermann führt das Narrenschiff
Volle Fahrt voraus und Kurs auf‘s Riff.
Man hat sich glatt gemacht, man hat sich arrangiert.
All die hohen Ideale sind havariert,
Und der große Rebell, der nicht müd‘ wurde zu streiten,
Mutiert zu einem servilen, gift‘gen Gnom
Und singt lammfromm vor dem schlimmen alten Mann in Rom
Seine Lieder, fürwahr: Es ändern sich die Zeiten!
Einst junge Wilde sind gefügig, fromm und zahm,
Gekauft, narkotisiert und flügellahm,
Tauschen Samtpfötchen für die einst so scharfen Klauen.
Und eitle Greise präsentier‘n sich keck
Mit immer viel zu jungen Frauen auf dem Oberdeck,
Die ihre schlaffen Glieder wärmen und ihnen das Essen vorkauen.

Der Steuermann lügt, der Kapitän ist betrunken
Und der Maschinist in dumpfe Lethargie versunken,
Die Mannschaft lauter meineidige Halunken,
Der Funker zu feig‘ um SOS zu funken.
Klabautermann führt das Narrenschiff
Volle Fahrt voraus und Kurs auf‘s Riff.

Sie rüsten gegen den Feind, doch der Feind ist längst hier.
Er hat die Hand an deiner Gurgel, er steht hinter dir.
Im Schutz der Paragraphen mischt er die gezinkten Karten.
Jeder kann es sehen, aber alle sehen weg,
Und der Dunkelmann kommt aus seinem Versteck
Und dealt unter aller Augen vor dem Kindergarten.
Der Ausguck ruft vom höchsten Mast: Endzeit in Sicht!
Doch sie sind wie versteinert und sie hören ihn nicht.
Sie zieh‘n wie Lemminge in willenlosen Horden.
Es ist, als hätten alle den Verstand verlor‘n,
Sich zum Niedergang und zum Verfall verschwor‘n,
Und ein Irrlicht ist ihr Leuchtfeuer geworden.

Der Steuermann lügt, der Kapitän ist betrunken
Und der Maschinist in dumpfe Lethargie versunken,
Die Mannschaft lauter meineidige Halunken,
Der Funker zu feig‘ um SOS zu funken.
Klabautermann führt das Narrenschiff
Volle Fahrt voraus und Kurs auf‘s Riff.

(Quelle: Webseite von Reinhard Mey)

Sei wachsam!

An dieser Stelle empfehlen wir das nachfolgende Video, das keines Kommentars mehr bedarf!

Hier der eindringliche Text, der mehr sein sollte als ein Wunsch:

Ein Wahlplakat zerrissen auf dem nassen Rasen,
Sie grinsen mich an, die alten aufgeweichten Phrasen,
Die Gesichter von auf jugendlich gemachten Greisen,
Die Dir das Mittelalter als den Fortschritt anpreisen.
Und ich denk’ mir, jeder Schritt zu dem verheiß’nen Glück
Ist ein Schritt nach ewig gestern, ein Schritt zurück.
Wie sie das Volk zu Besonnenheit und Opfern ermahnen,
Sie nennen es das Volk, aber sie meinen Untertanen.
All das Leimen, das Schleimen ist nicht länger zu ertragen,
Wenn du erst lernst zu übersetzen, was sie wirklich sagen:
Der Minister nimmt flüsternd den Bischof beim Arm:
Halt du sie dumm, – ich halt’ sie arm!

Sei wachsam,
Präg’ dir die Worte ein!
Sei wachsam,
Fall nicht auf sie rein! Pass auf, dass du deine Freiheit nutzt,
Die Freiheit nutzt sich ab, wenn du sie nicht nutzt!
Sei wachsam,
Merk’ dir die Gesichter gut!
Sei wachsam,
Bewahr dir deinen Mut.
Sei wachsam
Und sei auf der Hut!

Du machst das Fernsehen an, sie jammern nach guten, alten Werten.
Ihre guten, alten Werte sind fast immer die verkehrten.
Und die, die da so vorlaut in der Talk-Runde strampeln,
Sind es, die auf allen Werten mit Füßen rumtrampeln:
Der Medienmogul und der Zeitungszar,
Die schlimmsten Böcke als Gärtner, na wunderbar!
Sie rufen nach dem Kruzifix, nach Brauchtum und guten Sitten,
Doch ihre Botschaft ist nichts als Arsch und Titten.
Verrohung, Verdummung, Gewalt sind die Gebote,
Ihre Götter sind Auflage und Einschaltquote.
Sie biegen die Wahrheit und verdrehen das Recht:
So viel gute alte Werte, echt, da wird mir echt schlecht!

Sei wachsam,
Präg’ dir die Worte ein!
Sei wachsam,
Fall nicht auf sie rein!Pass auf, dass du deine Freiheit nutzt,
Die Freiheit nutzt sich ab, wenn du sie nicht nutzt!
Sei wachsam,
Merk’ dir die Gesichter gut!
Sei wachsam,
Bewahr dir deinen Mut.
Sei wachsam
Und sei auf der Hut!

Es ist ‘ne Riesenkonjunktur für Rattenfänger,
Für Trittbrettfahrer und Schmiergeldempfänger,
‘ne Zeit für Selbstbediener und Geschäftemacher,
Scheinheiligkeit, Geheuchel und Postengeschacher.
Und die sind alle hochgeachtet und sehr anerkannt,
Und nach den schlimmsten werden Straßen und Flugplätze benannt.
Man packt den Hühnerdieb, den Waffenschieber läßt man laufen,
Kein Pfeifchen Gras, aber ‘ne ganze Giftgasfabrik kannst du kaufen.
Verseuch’ die Luft, verstrahl’ das Land, mach ungestraft den größten Schaden,
Nur laß dich nicht erwischen bei Sitzblockaden!
Man packt den Grünfried, doch das Umweltschwein genießt Vertrau’n,
Und die Polizei muß immer auf die Falschen drauf hau’n.

Sei wachsam,
Präg’ dir die Worte ein!
Sei wachsam,
Fall nicht auf sie rein!Pass auf, dass du deine Freiheit nutzt,
Die Freiheit nutzt sich ab, wenn du sie nicht nutzt!
Sei wachsam,
Merk’ dir die Gesichter gut!
Sei wachsam,
Bewahr dir deinen Mut.
Sei wachsam
Und sei auf der Hut!

Wir ha’m ein Grundgesetz, das soll den Rechtsstaat garantieren.
Was hilft’s, wenn sie nach Lust und Laune dran manipulieren,
Die Scharfmacher, die immer von der Friedensmission quasseln
Und unterm Tisch schon emsig mit dem Säbel rasseln?
Der alte Glanz in ihren Augen beim großen Zapfenstreich,
Abteilung kehrt, im Gleichschritt marsch, ein Lied und heim ins Reich!
„Nie wieder soll von diesem Land Gewalt ausgehen!“
„Wir müssen Flagge zeigen, dürfen nicht beiseite stehen!“
„Rein humanitär natürlich und ganz ohne Blutvergießen!“
„Kampfeinsätze sind jetzt nicht mehr so ganz auszuschließen.“
Sie zieh’n uns immer tiefer rein, Stück für Stück,
Und seit heute früh um fünf Uhr schießen wir wieder zurück!

Sei wachsam,
Präg’ dir die Worte ein!
Sei wachsam,
Fall nicht auf sie rein!Pass auf, dass du deine Freiheit nutzt,
Die Freiheit nutzt sich ab, wenn du sie nicht nutzt!
Sei wachsam,
Merk’ dir die Gesichter gut!
Sei wachsam,
Bewahr dir deinen Mut.
Sei wachsam
Und sei auf der Hut!

Ich hab’ Sehnsucht nach Leuten, die mich nicht betrügen,
Die mir nicht mit jeder Festrede die Hucke voll lügen,
Und verschon’ mich mit den falschen Ehrlichen,
Die falschen Ehrlichen, die wahren Gefährlichen!
Ich hab’ Sehnsucht nach einem Stück Wahrhaftigkeit,
Nach ‘nem bißchen Rückgrat in dieser verkrümmten Zeit.
Doch sag die Wahrheit und du hast bald nichts mehr zu lachen,
Sie wer’n dich ruinier’n, exekutier’n und mundtot machen,
Erpressen, bestechen, versuchen, dich zu kaufen.
Wenn du die Wahrheit sagst, laß draußen den Motor laufen,
Dann sag sie laut und schnell, denn das Sprichwort lehrt:
Wer die Wahrheit sagt, braucht ein verdammt schnelles Pferd.

Sei wachsam,
Präg’ dir die Worte ein!
Sei wachsam,
Fall nicht auf sie rein!Pass auf, dass du deine Freiheit nutzt,
Die Freiheit nutzt sich ab, wenn du sie nicht nutzt!
Sei wachsam,
Merk’ dir die Gesichter gut!
Sei wachsam,
Bewahr dir deinen Mut.
Sei wachsam
Und sei auf der Hut!

(Quelle: Website Reinhard Mey)