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Dipl.-Betriebswirt (BA) Ralf H. Borchers

Was nun Herr Finanzminister?

Was sind und machen eigentlich „die Märkte“?

In der Fernsehsendung „Was nun?“ des Zweiten Deutschen Fensehens (ZDF) vom 12.09.2011 wurde der Finanzminister der Bundesrepublik Deutschland (BRD) interviewt. Es ging wieder einmal um dessen Einschätzung zu den weltweiten Finanzmärkten und der aktuellen Euro-Krise. Er bekam und nutzte Gelegenheit, die Menschen wieder einmal zu beruhigen und seine Kritiker seinerseits zu kritisieren. Dabei verwendete er einen Begriff bzw. eine Phrase, wie er und andere sie in den letzten Jahren immer wieder verwenden: „Die Märkte …“ – was das bedeuten mag und was es damit auf sich hat, dazu später.

Mein fragendes Gefühl: „Wer will diesem Mann noch ernsthaft Glauben schenken?“

Nach meinem Empfinden wächst die Anzahl der qualifiziert gegen dieses Finanzsystem argumentierenden Kritiker unaufhaltsam. Und nach allem, was man aus persönlichen Gesprächen erfährt, schwindet mittlerweile auch das Vertrauen der breiten Masse in der Bevölkerung in Deutschland gegenüber diesem Finanzsystem.

Sicher ist dabei vor allem folgendes:

  • Die Zins-basierten Finanzsysteme schmierten in der Vergangenheit
    ca. alle 65-70 Jahre mehr oder weniger ab!
  • Trotz dieses interessanten Phänomens gibt es hinsichtlich des Sparverhaltens der breiten Masse der Bevölkerung in Deutschland keinen wirklichen Lerneffekt.

Trotz aller Erfahrungen, die unsere Eltern- und Großelterngeneration machen mussten mit Abwertungen und Entwertungen des Geldes, wird in Deutschland weiterhin massiv in Geldwerten gespart oder Kapital angelegt. Zu den Geldwertanlagen – gerne auch „Papierwerte“ genannt – zählen z.B. Sparbücher, Kapitallebensversicherungen, Rentenversicherungen, Bausparverträge, Banksparverträge, Unternehmensanleihen, Bundesanleihen, etc.

Alle diese Anlageformen – die sog. „Papierwerte“ haben eines gemeinsam:

Diese Geldanlagen sind Zahlungsversprechen auf der Basis von Zinsen
und unterliegen zu 100% der Gefahr der Geldentwertung
(Inflation, Währungsreform).

Ein weiterer Bereich, in den die breite Masse in Deutschland gerne investiert, sind Schulden und eigengenutztes Wohneigentum. Aber ist das wirklich sinnvoll, in „Papierwerte“, Schulden und eigengenutztes Wohneigentum zu investieren? Und warum investieren eigentlich die Reichsten prinzipiell ganz anders, z.B. intensiv in nicht börsennotierte Firmenbeteiligungen?

Stellen Sie sich doch einmal die Frage, wer ein Interesse daran haben könnte oder wem das nützt, dass das Sparverhalten der breiten Masse in Deutschland so ist wie es ist!

„Die Märkte“

Wie anfangs erwähnt wurde in dem o.g. Interview vom Bundesfinanzminister wieder mehrfach der Begriff bzw. die Phrase „die Märkte…“ benutzt. „Die Märkte reagieren nervös…“, „die Märkte dürfen nicht noch mehr verunsichert werden“, „die Märkte“ machen dies und das. Doch können Sie die Frage beantworten, wer „diese Märkte“ eigentlich sind?

Sind „die Märkte“ etwa Sie und ich und die gesamte breite Masse der Bevölkerung inkl. der institutionellen Anleger wie z.B. Banken, Versicherungen, Renten-, Pensions und Hedge-Fonds? Im Prinzip stimmt das wohl, die Kernfrage ist nur: Wieviel (Kapital-) Macht haben die einzelnen Marktteilnehmer prozentual bzw. absolut? Und welcher Vorgang ist erforderlich, um Markteilnehmer zu sein?

Die Marktteilnehmer

„Marktteilnehmer“ ist grundsätzlich nur der, der Wertpapiere oder irgendwelche der kuriosen und extrem bedenklichen Abarten (sog. Derivate) kauft oder verkauft! Politiker oder die Medien sind dagegen z.B. keine Marktteilnehmer, solange sie nur ihr Amt oder Ihre Funktion ausüben, sie sind eher „Sprachrohre“ der Marktteilnehmer. Das Volumen des Kaufens oder des Verkaufens von Wertpapieren und Derivaten, also dieser sog. Finanztransaktionen, spielt dabei die entscheidende Rolle. Finanziell bedeutend und in diesem Sinne „machtvoll“ sind daher i.d.R. nur Finanztransaktionen in Größenordnungen von Milliarden in den Haupthandelswährungen US-Dollar, Euro, Schweizer Franken, Yen.

Im Vergleich zu Milliarden pro Finanztransaktion spielen natürlich ein paar Tausend, Zehntausend, Hunderttausend oder Millionen keine wirklich bedeutende Rolle. Dementsprechend spielt die breite Masse der Bevölkerung keine entscheidende Rolle in diesem „Spiel“, zumindest keine aktive Rolle. Die breite Masse spielt dabei schon eher eine passive Rolle, und zwar in dem Sinne, dass die breite Masse immer wieder wie eine Herde von Schafen an den Börsen dieser Welt „geschoren“ wird und deren Wolle so in die Hände weniger „Schafscherer“ oder „Schafherdenbesitzer“ gelangt. Dies bedeutet in der Praxis nichts anderes, als dass das Geld der breiten Masse über die weltweiten Börsen in die Hände weniger „Finanz-Magnaten“ wechselt – und das regelmäßig und immer wieder.

Zu den relevanten Teilnehmern „des Marktes“ zählen also z.B. nur Banken, Versicherungen, Pensions-Fonds, Renten-Fonds, Hedge-Fonds und andere, ganz besonders um Diskretion bedachte „Organisationen“, auf die hier bewusst nicht näher eingegangen wird.

„Wem gehört Deutschland?“ ist übrigens eine interessante Fragestellung und dazu gibt es zwei sehens- und empfehlenswerte Video-Reportagen, die bereits vor einigen Jahren ‚mal ein wenig an der Wahrheit gekratzt haben, aber sehen Sie selbst und bilden Sie sich selbst Ihre Meinung:

Video 1: („Panorama“, 2002)

 

Video 2: („Quarks & Co“, 2009)

 

Haben Sie das gewusst?

Haben Sie gewusst, dass die mächtigsten Teilnehmer der Finanzmärkte die Kurse an den weltweiten Börsen im Prinzip beliebig nach oben oder nach unten treiben können?

Haben Sie gewusst, dass es in diesen Kreisen üblich ist, sowohl mit steigenden und auch fallenden Kursen gigantische Gewinne machen zu können und das mit gewaltiger Hebelwirkung? (Faktor X)?

Der wirkliche Finanzmarkt

Der wirkliche, sog. „Finanz-Markt“ scheint aus einer kleinen Gruppe „grauer Eminenzen“ zu bestehen, die die Öffentlichkeit scheuend absolut im „Hintergrund“ stehen, die über schier unendliche Finanzmittel verfügen und pro Finanztransaktion Volumen von Zig-Milliarden einsetzen können – egal ob auf steigende Kurse (sog. „Long-Positionen“) oder auf fallende Kurse (sog. „Short-Positionen“)!

Diese „feinen Leute“ können so nicht nur börsennotierte Aktiengesellschaften in die Knie zwingen und bei Interesse irgendwann „billig“ einkaufen und übernehmen, sondern vermutlich ebenso auch Währungen und Staaten! Insidern drängt sich der Verdacht auf, so könne jeder Staat beliebig unter Druck gesetzt werden, egal um welches Thema es geht, egal welches Verhalten „man“ von Staaten erwartet!

Resümee

Unabhängig von der Frage, ob dies alles der Eine oder Andere der breiten Masse weiß oder nicht bzw. für möglich oder wahr hält oder nicht, dies glauben kann oder nicht, andere Informationen und Quellen hat oder nicht, scheint zumindest Vorsicht geboten.

Es kann grundsätzlich auch nicht schaden, selbst mehr Verantwortung zu übernehmen in allen Lebensbereichen, dazu gehört insbesondere auch die Informationsbeschaffung und kritische Bewertung seiner eigenen Finanzangelegenheiten und konsequente Neuausrichtung oder Anpassung seiner eigenen Finanzstrategien, denn vom (eigenen) Geld hängt in unserer jetzigen Gesellschaft (anscheinend) doch alles ab, oder?

Und eines kann doch mit hoher Wahrscheinlichkeit angenommen werden: Wenn man nicht zu der absoluten Finanz-Elite im Bereich eines mindestens zwei- bis dreistelligen Milliarden-Vermögens gehört, hat man (als Einzelner) vermutlich auch sehr geringe Möglichkeiten, die derzeitigen „Spielregeln“ wesentlich zu verändern. Dann bleibt nur die Chance, die eigenen Möglichkeiten innerhalb der jetzigen „Spielregeln“ möglichst optimal zu nutzen, richtig?

Wenn es dabei z.B. um die Fragestellung geht, wie man – jenseits und unabhängig von Börsen, Banken und Versicherungen – seine Altersvorsorge oder seinen Vermögensauf-/-ausbau oder seine Vermögenssicherung ordentlich, sicher, zielführend und auch noch inflationsgeschützt und ethisch sauber und wertvoll aufbauen möchte, dann muss man über den eigenen Tellerrand hinausschauen und andere Finanzstrategien, z.B. die erfolgreichen Finanzstrategien der Reichsten, analysieren und prüfen, ob man selbst ähnlich oder vergleichbar vorgehen kann, im Rahmen seiner eigenen finanziellen Möglichkeiten versteht sich.

Abschließend möchten wir Sie ermutigen, sich von solchen Phrasen wie „die Märkte“ nicht verunsichern oder für dumm verkaufen zu lassen und – falls noch nicht geschehen – Ihre Finanzangelegenheiten verantwortungsvoll in die eigenen Hände zu nehmen. Selbstverständlich stehen wir Ihnen bei Fragen oder Wünschen wie immer gerne hilfsbereit getreu unserem Motto „Reiner Wein für Ihre Finanzen“ zu Ihrer Verfügung.

„Geben Sie Ihrem Geld einen wirklichen Sinn!“

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit,

Ihr Markt-Intakt Team
Borchers Consulting
Ralf Borchers

www.markt-intakt.de